Endometriose ist eine meist schmerzhafte Erkrankung, von der Millionen von Frauen weltweit betroffen sind. Eine von zehn Frauen leidet an den schmerzhaften Symptomen von Endometriose und die Frauen haben meist einen langen Leidensweg hinter sich, bis die Diagnose gestellt wird. Trotz ihrer Häufigkeit bleibt Endometriose meist lange unerkannt – in Deutschland bis zu 10 Jahre – und wird unzureichend behandelt. In diesem Blogartikel werden wir uns genauer mit der Endometriose befassen, um ihre Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten zu beleuchten.
Tigogreen macht sich stark für die Endometrioseforschung
Uns liegt dieses Thema seit Jahren ganz besonders am Herzen, da Endometriose nach dem Auftreten von Myomen die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung ist und immer noch zu wenig Beachtung in der Öffentlichkeit findet. Daher setzen wir uns aktiv für Fortschritte in der Endometrioseforschung ein: wir u.a. arbeiten zusammen mit Prof. Dr. Sylvia Mechsner vom Endometriosezentrum der Charité Berlin (Buch “Endometriose – Die unterschätzte Krankheit”) und wir unterstützen die klinische Endometrioseforschung ganz aktuell mit unserer ENDOGREEThttps://frauenheilkunde.meduniwien.ac.at/ueber-uns/unsere-abteilungen/klinische-abteilung-fuer-allgemeine-gynaekologie-und-gynaekologische-onkologie/patientinneninformation/ambulanter-besuch/arbeitsgruppe-fuer-endometriose/endometriosezentrum/ Studie am AKH Wien, die wir als randomisierte, placebokontrollierte Studie mit Prof. Dr. René Wenzl durchführen.
Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine Erkrankung, bei der Gewebe, das Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst. Dieses Gebärmutterschleimhaut-ähnliche Gewebe siedelt sich bei Endometriose an verschiedenen Stellen im Körper an, beispielsweise an den Eierstöcken, Eileitern, an der Blase, in der Bauchhöhle und dem Darm. Während des Menstruationszyklus reagieren diese Endometrioseherde oft genauso wie das Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) innerhalb der Gebärmutter: es blutet und entzündet sich. Das ist der Grund für die meist starken Schmerzen, Entzündungen und reduzierte Fruchtbarkeit sowie auch eine massive psychische Belastung. Am häufigsten tritt Endometriose bei gebärfähigen Frauen zwischen 35-45 Jahren auf, etwa 5-15% sind betroffen. Die Krankheit verläuft chronisch, das bedeutet jedoch nicht, dass Endometriose nicht behandelbar ist.
Es gibt eine ganze Reihe von Behandlungsmöglichkeiten, die individuell abgestimmt werden sollten, darunter eine operative Therapie, eine hormonelle Therapie, medikamentöse Schmerztherapie und komplementäre Behandlungsmöglichkeiten. Der Verlauf von Endometriose ist sehr individuell, weshalb die Wirksamkeit von Behandlungsmethoden sehr unterschiedlich ist. Oft haben konventionelle Therapiemethoden zudem starke Nebenwirkungen.
Ursachen von Endometriose
Die genauen Ursachen von Endometriose sind noch nicht vollständig verstanden. Es gibt jedoch mehrere Theorien, die diskutiert werden, darunter:
- Retrograde Menstruation: Gemäß der Transplantationstheorie gelangt ein Teil der Gebärmutterschleimhaut durch retrograde Menstruation in den Bauchraum. Bei einer retrograden Menstruation fließt das Menstruationsblut während der Periode nicht nur durch die Vagina, sondern auch in umgekehrter Richtung durch die Eileiter in den Bauchraum. Retrograde Menstruationen sind bei vielen Frauen üblich und verursachen normalerweise keine Beschwerden. Wenn jedoch Gebärmuttergewebe, das sich im Menstruationsblut befindet, an anderen Stellen außerhalb der Gebärmutter anwächst, kann nach dieser Theorie eine Endometriose entstehen.
- Immunologische Theorie: Normalerweise verhindert das Immunsystem, dass Zellen eines bestimmten Organs an anderen Stellen im Körper anwachsen. Es wird angenommen, dass bei Patientinnen mit Endometriose ein Defekt in diesem Immunabwehrmechanismus vorliegt, wodurch sich die Gebärmutterschleimhautzellen ausbreiten können.
- Genetische Faktoren: Es gibt Hinweise darauf, dass Endometriose in einigen Familien gehäuft auftritt, was auf eine genetische Veranlagung deuten könnte.
- Metaplasie: Die Metaplasie-Theorie besagt, dass Zellen nicht aus der Gebärmutter in den Bauchraum gelangen, sondern sich direkt an der betroffenen Stelle bilden, indem vorhandene Zellen in endometriales Gewebe umgewandelt werden. Eine Weiterentwicklung dieser Theorie besagt, dass solche Umwandlungen durch Reize wie das Sexualhormon Östrogen ausgelöst werden können, also durch hormonelle Störungen.
Symptome von Endometriose
Die Symptome von Endometriose können von Frau zu Frau variieren und reichen von milden bis hin zu schweren Beschwerden. Einige der häufigsten Symptome sind:
- Hauptsymptom: Starke Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhoe)
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
- Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang während der Menstruation
- Chronische Unterleibsschmerzen, im Beckenbereich oder im unteren Rücken
- Verdauungsbeschwerden
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Verminderte Fruchtbarkeit
Endometriose und psychische Belastung
Die ständigen Schmerzen und die Beeinträchtigung der Sexualität stellen eine erhebliche psychische Belastung dar. Viele Frauen benötigen lange Zeit bis zur Diagnose, und manche fühlen sich nicht ernst genommen, da ihre Beschwerden oft als normale Menstruationsbeschwerden abgetan werden. Die kontinuierliche körperliche und emotionale Belastung durch die Symptome von Endometriose kann zu Müdigkeit und Erschöpfung führen.
Endometriose und Kinderwunsch
Durch die verminderte Fruchtbarkeit von Frauen mit Endometriose, ist die Krankheit zudem ein häufiger Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch. Bei Frauen mit Endometriose ist die Fruchtbarkeit in der Regel um etwa 30-50% verringert. Die genauen Ursachen dafür sind nicht vollständig bekannt. Es wird vermutet, dass Verklebungen an der Gebärmutter, den Eierstöcken und den Eileitern ein möglicher Grund für die Unfruchtbarkeit sein könnten. In einigen Fällen kann eine Operation zur Entfernung der Endometrioseherde die Fruchtbarkeit wiederherstellen. Sollte trotz einer solchen Operation nach mehreren Monaten keine Schwangerschaft eintreten, kann eine künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation) in Betracht gezogen werden. Viele Patientinnen mit Endometriose haben durch diese Maßnahme die Chance auf eine Schwangerschaft erhalten.
Diagnose und Behandlung von Endometriose
Die Diagnose von Endometriose dauert meist, da die Symptome denen anderer Erkrankungen ähneln können. In Deutschland dauert es vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnose oft 10 Jahre. Wichtig ist eine ausführliche Anamnese, in der der Arzt die Krankengeschichte der Patientin sowie ihre Symptome erfasst. Eine gynäkologische Untersuchung und bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) können ebenfalls durchgeführt werden. Die einzige Möglichkeit für eine sichere Diagnose von Endometriose ist die Durchführung einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Dabei werden über kleine Hautschnitte optische Instrumente in den Bauchraum eingeführt und die Ärztin/der Arzt kann genau überprüfen, ob Endometriose-Herde vorhanden sind. Zudem können mit der Laparoskopie Gewebeproben entnommen und untersucht werden.
Die Behandlung von Endometriose zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Fruchtbarkeit zu erhalten. Bisher werden folgende Therapiekonzepte bei der Behandlung von Endometriose, je nach Fortschreiten und Schweregrad, angewendet:
- Medikamentöse Schmerzmitteltherapie: Schmerzmittel wie nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs, Acetylsalicylsäure, werden eingesetzt um Entzündungen und Schmerzen zu lindern. Oft haben diese Medikamente bei dauerhafter Einnahme Nebenwirkungen.
- Operative Eingriffe: In schweren Fällen kann wie zur Diagnose eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt werden, um das abnorme Gewebe zu entfernen und Verwachsungen zu lösen. Besteht kein Kinderwunsch oder ist die Familienplanung abgeschlossen, kann auch eine Entfernung der Gebärmutter, der Eileiter und Eierstöcke in Betracht gezogen werden. Die Vor- und Nachteile sollten mit genau mit einer Ärztin/einem Arzt abgewogen werden.
- Hormonelle Therapie: Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille, Hormonspirale oder GnRH-Agonisten werden angewendet, um den Menstruationszyklus zu regulieren und das Wachstum der Endometrioseherde zu hemmen. Endometrioseherde reagieren auf Hormone ähnlich wie Zellen der Gebärmutter, indem sie sich unter dem Einfluss von Östrogen im monatlichen Zyklus aufbauen und während der zweiten Zyklushälfte unter Blutungen abgestoßen werden. Hormontherapien können die Aktivität dieser Herde unterdrücken. Die Anpassung des Körpers an eine solche Therapie kann jedoch einige Monate dauern, bevor der Erfolg beurteilt werden kann.
- Alternativmedizinische Ansätze: Viele Frauen finden Linderung durch die Umstellung auf eine entzündungshemmende Ernährung, die Anwendung von Phytotherapie, Akupunktur, Methoden der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) sowie durch regelmäßige osteopathische Behandlungen, Physiotherapie, Massagen und bestimmte Bewegungs- oder Entspannungstechniken (z. B. Yoga oder Tai Chi).
Lebensstil und Selbstfürsorge
Zusätzlich zur medizinischen Behandlung sind bestimmte Lebensstiländerungen und eigenverantwortliche Selbstfürsorge ein Muss, um die Symptome von Endometriose zu lindern. Zuerst Entgiftung, Wachstumshemmung und Schmerzlinderung, dann pflanzlicher Hormonausgleich, Entzündungshemmung und Entspannung.
- Regelmäßige Bewegung und körperliche Aktivität können helfen, Schmerzen zu lindern und den Menstruationszyklus zu regulieren.
- Warme Bauchwickel sorgen für Entspannung
- Eine gesunde Ernährung, die reich an frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Eiweiß ist, kann entzündungshemmend wirken und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.
- Stressmanagement-Techniken wie Meditation, Yoga oder Qi-Gong können helfen, den Stress zu reduzieren, der die Symptome von Endometriose verschlimmern kann.
- Nahrungsergänzung: die gezielte Einnahme anti-entzündlicher, anti-proliferativ wirksamer Nähr- und Pflanzenstoffe kann helfen, die Endometrioseherde in ihrem Wachstum einzudämmen und Schmerzen zu lindern. Zudem gibt es eine ganze Reihe bewährter Heilpflanzen, die den Zyklus harmonisieren und die Fruchtbarkeit bei Kinderwunsch unterstützen.
- Selbsthilfegruppen und Vernetzen: Du bist nicht allein. Verbinde dich mit anderen Frauen und tausch dich aus. Zusammen sind wir stärker.
Fazit
Endometriose ist eine komplexe und oft schmerzhafte Erkrankung, die das Leben von Millionen von Frauen beeinträchtigt. Obwohl sie noch nicht vollständig verstanden ist, gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Wenn du Symptome von Endometriose bei dir feststellst, solltest du dich an einen Arzt oder eine Ärztin wenden, um eine angemessene Diagnose und Behandlung zu erhalten. Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung kannst du ein erfülltes Leben trotz Endometriose führen. Wir von Tigogreen hoffen, dass wir durch unseren Einsatz in der Endometriose-Forschung wie unsere ENDOGREET Studie am AKH in Wien einen erfolgversprechenden Beitrag zu einem breiten Behandlungsspektrum von Endometriose leisten können.
Quellen:
- Mechsner, Sylvia (2021). Endometriose. Die unterschätzte Krankheit. ZS-Verlag, München.
- Fischer, Heide (2023). Phytotherapie: Die heilenden Kräfte der Pflanzen. In: Becherer, E. und Schindler, A. E. (Hrsg.). Endometriose ganzheitlich verstehen und behandeln. Ein Ratgeber (4., erweiterte und überarbeitete Auflage).
- https://frauen-naturheilkunde.de/gp/data/_uploaded/file/Endometriose.pdf
- https://frauen-naturheilkunde.de/gp/data/_uploaded/file/Naturarzt_Endometriose_2011-5.pdf
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