
Autorin: Nina Ebert, M.Sc. Biologie
Die Periode für viele Frauen eine Last, ein Trauma – psychisch wie körperlich. Regelmäßig starke, schmerzhafte Krämpfe über mehrere Tage, Migräneanfälle, ein chaotischer, unzuverlässiger „Nicht-Rhythmus“, die belastende Unsicherheit, wann und ob die nächste Periode überhaupt eintritt. Depressive Verstimmungen und Erschöpfung – diese Szenarien sind keine Einzelfälle, sondern hochaktuelle Themen, insbesondere bei jungen Frauen zwischen 20 und 40.
Die Geschichten erzählen oft von einem teils jahrelangen Leidensweg über Arztbesuche, Diäten, Hormonbehandlungen, Meditationstechniken bis hin zu Trennungen, Erschöpfung und Frustration. Ursachen gibt es viele, allen voran chronischer Stress und ein durchgetakteter Lebensstil ohne Pausen, die selbstverständliche, jahrelange Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln (Anti-Baby-Pille) oder Medikamenten, die chronische Aussetzung an Toxinen (Umweltgifte, Alkohol, Koffein), sowie auch organische Störungen wie unter anderem PCOS (polyzystisches Ovarialsyndrom), Schilddrüsenunterfunktion, Gewichtsschwankungen sowie Myome oder Endometriose.
Dieser Artikel beleuchtet aktuelle Arten von Zyklusstörungen sowie deren mögliche Ursachen. Er liefert einen Überblick über die fünf wichtigsten Organgruppen des endokrinen Systems und deren Zusammenspiel für eine gesunde hormonelle Balance und einen harmonischen Zyklus. Zudem erhalten Sie Hilfestellung und Tipps zur gezielten Unterstützung Ihrer Hormone durch die passende Ernährung und gesunde Routinen.
Ja, es ist jeder Frau möglich, ihre ganz einzigartige Biochemie zu entschlüsseln, um die Kraft des Zyklus als Ihren natürlichen Motor zu nutzen und ein beschwerdeloses, vitales Leben im eigenen Rhythmus zu führen.
Welche Zyklusstörungen gibt es?
Um eines vorab klarzustellen: Die Periode ist kein Uhrwerk und das ist gut so. Jede Frau hat ihren persönlichen, einzigartigen Rhythmus. Schwankungen sind über die Jahre normal, denn bereits geringe Störungen im hormonellen Zusammenspiel können sich auf Dauer, Intensität und Häufigkeit auswirken. Oft sind diese Störungen harmlos, manchmal werden sie jedoch durch Schmerzen (Krämpfe, Migräne, Rückenschmerzen) oder unangenehme Begleiterscheinungen wie Akne, Gewichtszu- oder -abnahme, depressive Verstimmung, Schlafstörungen, verstärkte Körperbehaarung zur Qual und können auf ernsthafte Erkrankungen hindeuten.
Ein Zyklus von 25 bis 31 Tagen mit einer Länge von drei bis sieben Tagen gilt als „Eumenorrhoe“, also medizinisch gesehen dem Idealfall. Dauern Schwankungen, Ausbleiben der Periode und/oder ernsthafte Beschwerden über mehrere Monate an, sollte ärztlicher Rat hinzugezogen werden.
Ein hormonelles Ungleichgewicht wirkt sich ganz unterschiedlich auf den Zyklus aus und kann zu folgenden Arten von Symptomen führen, die teils auch in Kombination auftreten können:
- Amenorrhoe: Ausbleibende Blutung über mehr als drei Monate
- Oligomenorrhoe: Unregelmäßige Blutung, seltener als alle 35 Tage
- Polymenorrhoe: Zu häufige Regelblutung, öfter als alle 24 Tage
- Hypomenorrhoe: Sehr schwache Regelblutung
- Hypermenorrhoe: sehr starke Blutungen, Müdigkeit, Erschöpfung
- Menorrhagie: Regelblutung länger als sieben Tage, meist kombiniert mit starker Blutung
- Zwischen- und Schmierblutungen
- Menstruationsbeschwerden (Dysmenorrhoe, Regelschmerzen):
Starke Krämpfe und Schmerzen während der Blutung
Die gute Nachricht ist – wo Symptome sind, gibt es Ursachen. Sind diese einmal in der Tiefe erkannt, sind sie meist auch behandelbar. Suchen Sie sich in jedem Fall kompetente, fachliche Unterstützung bei spezialisierten GynäkologInnen, EndokrinologInnen, HeilpraktikerInnen, OsteopathInnen, ganzheitlichen Health- und Ernährungscoaches oder bei einer Kombination mehrerer.
Bahnbrechende Erfolge können zudem Behandlungsmethoden der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) oder des indischen Ayurveda bewirken, die die Zusammenhänge und mögliche Blockaden der involvierten Organe und Körpersysteme auf ganzheitlicher Ebene betrachten.
Das heißt nicht, dass Ihnen die Hände gebunden sind oder nach dem dritten Arztbesuch aufgeben, wenn keine Besserung eintritt – im Gegenteil. Selbstfürsorge und Eigenverantwortung statt den „Quick-fix“ vom Arzt zu erwarten liefern oftmals die entscheidende Wandlung im Mind-Set auf dem Heilungsweg.
Sich mit den verschiedenen Teilen des endokrinen Systems vertraut zu machen, die eigene Biochemie zu entschlüsseln und selbstbewusst und fürsorglich zu unterstützen ist ermächtigender, nachhaltiger und kraftvoller, als sich nur auf die Symptome zu konzentrieren – und macht zudem großen Spaß.
Die häufigsten Ursachen
Ein gestörter Zyklus hängt meist mit hormonellen Störungen des Körpers zusammen. Dabei sind meist nicht einfach die beiden klassischen Hormone des weiblichen Zyklus, Östrogen und Progesteron, aus dem Gleichgewicht geraten. Meist ist dies die Folge einer ganzen Kaskade von dysregulierten endokrinen Systemen (=durch Drüsen und Hormone regulierte Körpersysteme), in die der weibliche Zyklus eingebettet ist.
Dazu zählen z.B. das Stressmanagementsystem, die Schilddrüse, das Entgiftungssystem und die Ausscheidungsorgane. Störungen in einem Organ/System führen daher häufig zu Zyklusstörungen. Es lohnt sich also, einen ganzheitlichen Blick auf die Gesundheit und die Lebensumstände zu werfen, das heißt neben genetischen, hormonellen und organischen Faktoren vor allem auch die Psyche ernsthaft mit in die Suche nach der Ursache bzw. teils einen ganzen Ursachenkomplex miteinzubeziehen.
Hormonelle Ursachen
- Schilddrüsenerkrankung (Unterfunktion)
- PCO-Syndrom (Zysten in den Ovarien, kann über Ultraschall abgeklärt werden) -> unregelmäßige/keine Periode, meist verbunden mit stärkerer Körperbehaarung
- Unregelmäßige Zyklen als erste Anzeichen der Menopause (meist erst ab über 40 Jahren, kann jedoch in Einzelfällen früher eintreten)
- Selten: Tumore, Entzündungen im Bereich des Hypothalamus oder der Hypophyse (Gehirn) -> Fehlsteuerung des Zyklus
Organische Ursachen
- Myome, Polypen, Krebs im Bereich der Gebärmutter
- Endometriose: Auftreten von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter
- Entzündungen, Zysten, Tumore, Krebs im Bereich der Eierstöcke
- Fehlbildungen der Geschlechtsorgane
Andere Ursachen:
- Erkrankungen der Leber, Niere
- Störungen und Schwankungen des Blutzuckerspiegels
- Allergien
- Nebennierenschwäche, Burn-Out
- Infektionen
- Verhütungsmittel: beispielsweise Pille (hormonelle Kontrazeption)
- Starkes Übergewicht, Untergewicht, Gewichtsschwankungen
- Extreme sportliche Belastung
- Giftstoffe, Medikamente, Alkoholkonsum, Drogen
- STRESS!
Stress als Ursache ernstnehmen
Hohe Arbeitslast, Drucksituationen, Deadlines, viel Sport, psychischer Stress (Depressionen, Mobbing, nicht selten auch unerfüllter Kinderwunsch), hohe Erwartungen, unerreichte Schönheitsideale, Essstörungen, Ängste können den Körper in eine Stress-Dauerschleife bringen. Chronischer Stress kann den Zyklus nicht nur extrem durcheinanderbringen, sondern den Eisprung langfristig ganz unterdrücken. Hinzu kommen oft ein unausgeglichener Blutzuckerspiegel (Stichwort Nervennahrung) und schlechte Schlafqualität.
Beim Versuch, alles zu schaffen und alles zu haben, bleiben wir selbst meist überarbeitet, überkoffeiniert, überzuckert und am Ende abgeschlagen zurück. Unser stressiger Lebensstil geht auf Kosten der Gesundheit von Niere und Nebenniere, unseremStressmanagementsystem, das pausenlos die Stresshormone Cortisol und Adrenalin produzieren muss. Laut der TCM ist die Nebenniere das Herz des Körpers, die Quelle unserer grundlegenden Vitalität und kreativen Energie.
Das Nierensystem unterstützt alle Fortpflanzungsorgane (Gebärmutter und Eierstöcke) und -aktivitäten (Libido). Ist die Nebennierenaktivität zu hoch, weil Sie zu viel tun und sich zu wenig ausruhen, hat der Körper möglicherweise keine Energie, um ein Ei zu produzieren, weshalb Ihre Periode nicht kommt oder sich im Gegenteil als extrem stark und schmerzhaft bemerkbar macht.
Die Nieren und Nebennieren zu nähren ist vor allem für Frauen mit ausbleibender Regel und daher vermutlich ausbleibender Ovulation extrem wichtig. Weiter unten erhalten Sie Tipps zur Unterstützung der Nierenenergie durch bewusstes Setzen eigener Grenzen, Nährstoffen und Entspannungstechniken.
Hormone im Kontext – Die 5 wichtigsten Systeme des endokrinen Systems
Um den weiblichen Zyklus und die unten beschriebenen Maßnahmen zur Unterstützung zu verstehen, werden im Folgenden nun die fünf wichtigsten Organsysteme des endokrinen Systems vorgestellt.
- Pankreas, Leber -> Blutzuckerregulation
- Hypothalamus, Hypophyse, Nebenniere -> Stressregulation
- Schilddrüse, Nebenschilddrüse -> Stoffwechsel, Energieversorgung, Grundumsatz, Wärmeregulation, Calcium-Regulation
- Leber, Darm, Lymphe, Haut -> Ausscheidungssystem und Entgiftung
- Hypothalamus, Nebenniere, Eierstöcke -> Zyklus, Libido
Blutzucker: Pankreas und Leber
Ein instabiler Blutzuckerspiegel ist der wohl wichtigste unterliegende Grund bei hormonellen Problemen. Reguliert wird der Blutzuckerhaushalt durch das Organsystem von Pankreas (Bauchspeicheldrüse), Leber und Gehirn. Der Pankreas hat neben der Produktion von Verdauungsenzymen die verantwortungsvolle Aufgabe, die Hormone Insulin und Glukagon herzustellen, die den Blutzucker regulieren. Werden dem Körper raffinierte Kohlenhydrate zugeführt, werden diese in Glukose aufgespalten. Auf diesen Zucker-Rausch reagiert der Pankreas mit der Produktion von Insulin, das die Aufnahme von Glukose in die Zellen veranlasst, wo es gebraucht wird für die Energiebereitstellung, für die Zellteilung und die DNA. Ein Teil der Glucose wandert auch in die Leber, wo sie in Form von Glykogen gespeichert wird, eine Energiequelle für die Muskeln.
Bei Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) schüttet der Pankreas Glukagon aus. Das ist das Zeichen für die Leber, gespeichertes Glukagon in Glukose umzuwandeln und ins Blut zu entlassen, um die Versorgung von Gehirn, Herz und Muskeln sicherzustellen.
Die Leber hat als zentrales Stoffwechselorgan noch weitere Aufgaben, insbesondere in der Entgiftung. Beispielsweise wird dort verbrauchtes Östrogen aufgespalten, um es aus dem Körper zu transportieren. Wenn Östrogen zu lange in den Blutbahnen zirkuliert, kann es die hormonelle Balance durcheinanderbringen. Auch weitere Toxine wie Medikamente, Alkohol oder Umweltgifte muss die Leber in einem mehrstufigen Entgiftungsprozess unschädlich machen, bevor sie ausgeschieden werden können. Eine konstante Blutzuckerhomöostase aufrechtzuerhalten hat jedoch immer Priorität. Wenn die Leber nun pausenlos damit beschäftigt ist, Unterzucker auszugleichen, hat sie weniger Energie, Östrogene und andere Toxine zu eliminieren. Das Ziel ist also, mit jeder Mahlzeit, jeden Tag den Blutzuckerspiegel möglichst stabil zu halten, um die Leber zu entlasten.
Stress: Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHN)
Dieses Organsystem wird auch Stressachse genannt und reguliert die Stressantwort. Wenn ein Stressor wahrgenommen wird, stimuliert der Hypothalamus im Gehirn die Hypophyse, um das adrenocorticotrope Hormon (ACTH) auszuschütten. Dies wiederum ist das Signal an die Nebennieren, eine Reihe an Hormonen auszuschütten, darunter Cortisol und Adrenalin. Adrenalin erhöht den Blutdruck und den Herzschlag, während Cortisol Glucose in die Muskeln pumpen lässt. Damit hat die Evolution unseren Vorfahren alle Ressourcen für „Fight or Flight“ bereitgestellt, also Überlebenskampf oder lebensrettende Flucht vor dem Säbelzahntiger oder anderen Gefahren der Steinzeit.
Die Stressoren sind heute keine wilden Tiere mehr, sondern Deadlines, die Schwiegermutter oder der unerfüllte Kinderwunsch. Die Stressantwort des Körpers hat sich nicht verändert. Chronischer Stress geht auf Kosten der Nebennieren. Sie werden in ihrer Funktion geschwächt bis hin zur Nebennierenschwäche (Chronic Fatigue) oder kommen ganz zum Erliegen (Burn Out). Weitere Folgen des Daueralarmzustands sind Schlaflosigkeit, Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit (Libido!) und Unfruchtbarkeit.
Stoffwechsel, Energie: Schilddrüse, Nebenschilddrüse
Das kleine schmetterlingsförmige Organ am Halsansatz ist das zentrale Schaltorgan für die Bestimmung des Grundumsatzes, das heißt, wie viele Kalorien verbrannt werden gemessen an der Körperaktivität. Sie reguliert Herzschlagrate, Blutdruck, Atemrhythmus, Temperatur, Sauerstoffverbrauch und bei Kindern sogar Wachstum von Knochen und Gehirnentwicklung. Sie ist extrem sensibel sowohl auf innere als auch äußere Veränderungen und Stimuli.
Das Gute ist, genau weil sie so sensibel ist, kann sie auch gut von außen über die Ernährung und geeignete Mikronährstoffe unterstützt werden und in Balance gehalten werden. Schilddrüsenhormone bestehen im Wesentlichen aus Jod und der Aminosäure Thyroxin, zudem ist die Schilddrüse reich an Selen. Im Team mit der Nebenschilddrüse reguliert die Schilddrüse über die Hormone Parathormon und Calcitonin zudem den Calciumspiegel im Blut. Calcium ist notwendig für die Funktion der Nerven und ein Ungleichgewicht kann beispielsweise dazu führen, dass das Hormon Parathormon zu viel Calcium aus den Knochen löst, was Gefahren wie Osteoporose birgt.
Ausscheidung und Entgiftung: Leber, Darm, Lymphe & Haut
Obwohl diese Organe selbst keine Hormone produzieren, sind sie essentiell zum Abtransport verbrauchter Hormone im Blutkreislauf. Man stelle sich vor, all die Hormone, die wir selbst im Körper produzieren, die wir mit der Nahrung zu uns nehmen, die wir mit Medikamenten einnehmen oder möglicherweise Gebrauchsgegenständen enthalten sind – wenn all diese Hormone im Körper bleiben würden. Es wäre eine ziemlich explosive Mischung und idealerweise sorgt daher ein gut funktionierendes Organsystem als natürliches Detox-System dafür, Hormone auch immer wieder auszuscheiden. Ein Überschuss an Östrogen kann beispielsweise Tumore verursachen.
Die Leber spaltet Toxine, Hormone und andere verbrauchte Substanzen in kleinere Moleküle, die besser zu handhaben sind, die dann über die Gallenblase bis in den Darm gelangen. Im Darm binden sie sich an Ballaststoffe, die mit der Nahrung aufgenommen werden, so dass im Stuhl nicht nur verdaute Nahrung enthalten ist, sondern auch chemischer Abfall und Hormone, die ihre Aufenthaltszeit im Körper überschritten haben. Bleiben Hormone zu lange im Blutkreislauf, können sie die hormonelle Balance durcheinanderbringen.
Haut und Lymphe greifen ins Entgiftungsgeschehen ein, wenn es darum geht, zellulären Abfall und Hormonüberschuss schnell zu entsorgen. Auf der Haut konzentrieren sich eine Vielzahl von Poren, durch die verbrauchte Substanzen schnell auf natürlichem Weg ausgeschieden werden können (Schweiß). Die Lymphe fungiert quasi als Autobahn, die nicht mehr gebrauchte Stoffe aus dem Blut transportiert, mit hoher Aktivität an den Lymphknoten. Daher ist ein Lymphfluss in diesen Zentren besonders wichtig.
Hier befinden sich entscheidende, hormonsensitive Bereiche wie das Brustgewebe und die Eierstöcke. Das Team Lymphe und Haut verhindern, dass beispielsweise ein gefährlich hoher Level an Stresshormonen Schaden anrichtet oder der Hypothalamus die Produktion von Stresshormonen unterbinden würde. Das Ergebnis: ein Überschuss an Stresshormonen wird im Schweiß abgesondert, was sich oft an einer Veränderung des Geruchs in nervösen Situationen bemerkbar machen kann.
Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse
Der Menstruationszyklus spielt sich ganz und gar nicht einfach nur im Unterleib ab, sondern ist viel mehr eine ständige, komplexe und feine Konversation zwischen den Ovarien (Eierstöcken), dem Hypothalamus sowie der Hypophyse – ein weiteres Beispiel für die Verbindung zwischen Körper und Verstand. Der Hypothalamus scannt das Blut konstant auf verschiedene Hormone, unter anderem auch auf Östrogen und Progesteron, die von den Ovarien produziert werden.
Basierend auf diesen Konzentrationen sendet der Hypothalamus der Hypophyse das Signal zur Produktion zweier Hormone, die den weiblichen Zyklus steuern: das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) und das Luteinisierende Hormon (LH), immer zur richtigen Zeit und in der angebrachten Menge.
All diese Hormone sind nicht nur direkt mit der Fruchtbarkeit und der Periode verknüpft, sondern beeinflussen zudem die tägliche Stimmung, den Energiehaushalt, die Wasserspeicherkapazität und die Libido. Das Verhältnis dieser Hormone im Verlauf des Zyklus setzt sozusagen auch den emotionalen Rahmen für Wohlbefinden und Vitalität. Das heißt, um den Zyklus wirklich kennenzulernen, ist es nicht zuletzt wichtig, sich selbst zu beobachten und kennenzulernen.
Unterstützung der Systeme
Es gibt fünf aufeinanderfolgende Schritte, die Sie selbst gehen können, um sich auf den Weg zu hormonellem Gleichgewicht zu machen.
- Blutzuckerspiegel stabilisieren
- Nebennieren nähren
- Ausscheidungsorgane reinigen
- Schilddrüse ggf. unterstützen
- Zyklus harmonisieren
Schritt 1 – Blutzucker stabilisieren
Ein ausgeglichener Glukosespiegel im Blut entlastet die Bauchspeicheldrüse, und gestattet ihr, die richtige Menge Insulin auszuschütten, um die Glucose direkt dorthin zu transportieren, wo sie gebraucht wird. Zuckerreiche bzw. kohlenhydratreiche Mahlzeiten lassen den Blutzucker in die Höhe schießen, während ausgelassene oder verschobene Mahlzeiten für Hypoglykämie (Unterzucker) sorgen. Eine ausgeglichene Zufuhr an Kohlenhydraten mit jeder Mahlzeit, jeden Tag, beugt Blutzucker-Hochs und -Tiefs vor, die meist die Ursache sind für Heißhunger, Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Erschöpfung.
Es ist sinnvoll, vor folgenden Tipps festzustellen, ob Sie Kohlenhydrate schnell oder langsam verbrennen, um die geeignete Menge an Kohlenhydraten pro Mahlzeit einzustellen. Schnellverbrenner nehmen meist leicht ab, bekommen bei Hunger Kopfschmerzen/Schwindelgefühl und laufen schon bei geringer Anstrengung heiß. Langsamverwerter nehmen schneller zu, fühlen sich gereizt bei Hunger und zudem ist ihnen fast immer kalt.
Versuchen Sie, im Alltag einen Abstand von maximal 3,5 Stunden zwischen den Mahlzeiten einzuhalten und nehmen Sie sich vor, Ihren Blutzucker jeden Tag und mit jeder Mahlzeit zu unterstützen. Trinken Sie beim Aufwachen ein Glas Wasser und frühstücken Sie maximal 90 Minuten später. Gönnen Sie sich Grüntee statt Kaffee oder versorgen Sie sich anderweitig mit den Nährstoffen des Grünen Tees, der neben Koffein wertvolle Aminosäuren, die Grundbausteine für Proteine sowie Catechine wie EGCG enthält. Nehmen Sie Koffein nicht auf nüchternen Magen zu sich. Das Frühstück sollte proteinreich sein, z.B. Eier, Lachs oder ein Proteinsmoothie (z.B. mit veganem Proteinpulver). Vegane Proteinquellen sind beispielsweise Hanfsamen, Moringa und Spirulina. Kohlenhydrate sollten auf 30g (Langsamverwerter) bzw. 50g (Schnellverwerter) minimiert werden. 3 EL Haferflocken sind etwa 22g Kohlenhydrate, 2 Scheiben Vollkornbrot etwa 30g Kohlenhydrate.
Mit dem Mittagessen sollte die größte Menge Kalorien zugeführt werden, am besten mit maximal einer Sorte komplexer Kohlenhydrate wie brauner Reis, Bohnen oder Vollkornpasta. Gönnen Sie sich gesunde Fette aus Quellen wie Avocado, Olivenöl oder Sonnenblumenkerne, das hilft, den Blutzucker länger stabil zu halten und Heißhunger am Nachmittag vorzubeugen. Verdauungsenzyme zu supplementieren ist zum Mittagessen ebenfalls sinnvoll, wenn Sie es gut vertragen auch mit jeder Mahlzeit. Gehen Sie nie ohne Notsnacks aus dem Haus (z.B. Nüsse, Müsliriegel oder (Trocken)Früchte), um gegen glykämische Tiefs am Nachmittag gewappnet zu sein. Planen Sie Ihr Abendessen so, dass Sie 3,5 bis 4,5 Stunden nach dem Essen ins Bett gehen.
Zum Abendessen empfehlen sich pflanzliches oder tierisches Protein sowie rohes oder gekochtes Gemüse. Vermeiden Sie Zucker und Getreide zur Abendzeit. Das Leben geht natürlich nicht immer nach Plan, dies ist lediglich ein Anhaltspunkt. Nehmen Sie sich Zeit. Sollte Ihnen die Menge an Kohlenhydraten oder Zucker aus den Händen gleiten, gehen Sie eine Extra Runde spazieren, betätigen Sie sich körperlich und bleiben Sie zuversichtlich.
Schritt 2 – Nebennieren nähren
Hier geht es vor allem darum, Wege und Mechanismen im Alltag zu finden, das Nervensystem zu beruhigen, um den Dauerstresszyklus zu stoppen und das endokrine System vor stressbedingten Schädigungen zu schützen. Mögliche Stressoren zu minimieren kann Wunder bewirken. Stressor 1 ist Hyperglykämie, der mit dem vorangegangenen Protokoll in Balance gebracht werden kann. Weitere mögliche Stressoren sind unregelmäßige Schlafmuster, Bewegungsmangel und muskuläre Verspannungen, zur Arbeit Pendeln, psychischer Stress mit einer nahestehenden Person oder auch ein fehlendes regelmäßiges Sexleben. Beobachten Sie sich, wo fühlen Sie Stress, Druck, Angespanntheit oder auch Erschöpfung? Zum Einschlafen helfen Kräuter wie Passionsblume, Melisse oder Kamille, z.B. als Tee oder eine regelmäßige, entspannende Abendroutine, die das System beruhigt, wie eine Meditation oder Lesen. Serien, Filme und Bildschirmzeit kurz vor der Schlafenszeit sind erwiesenermaßen oftmals weniger förderlich für entspannte Nerven.
Halten Sie sich tagsüber immer wieder in Bewegung und sparen Sie sich Ihre Aktivität nicht nur für die Joggingrunde oder das Fitnessstudio auf. Machen Sie Pausen am Schreibtisch: stehen Sie auf, strecken Sie die Hände über den Kopf und berühren Sie die Zehen, wiederholen Sie das einige Male. Gehen Sie nach dem Mittagessen spazieren an der frischen Luft. Praktizieren Sie Yoga oder Pilates. Es muss nicht gleich eine Stunde sein, kleine Erfolge sind wichtig auf dem Weg in neue Routinen. Apps und Videokanäle bieten etwas für jedes Bedürfnis und wirken Wunder für eine gute Haltung, Stressresilienz und gute Laune. Machen Sie sich die tägliche Fahrt zur Arbeit zum Genuss: ob Hörbücher, eine Meditations-App oder eigene Playlists: Studien belegen, dass Musik Einfluss nimmt auf das Glückshormon Dopamin und für positive Stimmung sorgt.
Zur Bewältigung von schwierigen Beziehungen kann es z.B. helfen vor dem Treffen der entsprechenden Person, den Entschluss zu fassen, nichts, was sie sagt, persönlich zu nehmen. Zudem sind Atemübungen zur Entspannung vor nervösen Situationen sind effektiv. Zum Beispiel: Auf vier Züge einatmen durch die Nase, vier Takte halten, auf acht Takte durch den Mund ausatmen. Wenn Sie die Treffen regelmäßig wütend, traurig oder verletzt verlassen, ist es wichtig, Grenzen zu setzen – stellen Sie freundlich und selbstbewusst Ihren Standpunkt klar. Für Strategien hierzu kann es Wunder bewirken, Hilfe bei einem Coach zu suchen. Nehmen Sie sich Raum für sich, das gilt auch im Job und in der Partnerschaft!
Ein regelmäßiges Liebesleben – was hat das mit Anti-Stress zu tun? Orgasmen produzieren eine Flut an Cortisol durch den gesamten Körper, was hilft, Stress loszulassen. Bei einer geschwächten oder erschöpften Nebennierenfunktion sind kraftvolle Nährstoffe wie Maca, Rhodiola Rosea und die Ayurveda-Pflanze Tulsi (Heiliges Basilikum) sinnvoll, sowie die Aminosäuren Tyrosin, Taurin und Theanin, das natürlich in Grünteeextrakt enthalten ist.
Schritt 3 – Ausscheidungsorgane unterstützen
Ist der Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht und die Nebennierenfunktion gestützt, ist es nun sinnvoll eine sanfte Reinigungskur für eine optimale Performance der Ausscheidungsorgane durchzuführen. Ein einfaches, ernährungsbasiertes 4-Tages-Protokoll dazu liefert z.B. die auf Zyklusgesundheit spezialisierte Gesundheitsexpertin und Star-Autorin Alisa Vitti in „WomanCode“. Es basiert auf 3 täglichen Mahlzeiten, die angelehnt sind an die beschriebenen Punkte für einen stabilen Blutzucker.
Die Mahlzeiten enthalten unter anderem entgiftungsfreundliche Nahrungsmittel wie Mungobohnen, viel Koriander, Kohlgemüse (Pak Choi, Grünkohl, Mangold), Sellerie und Grünen Tee. Zudem werden Nährstoffe zur Unterstützung der Leberfunktion, der Verdauung und der Haut empfohlen. Für die Leber eignet sich neben Grünem Tee und seinen kraftvollen Antioxidantien die Alge Chlorella, die wie eine kleine Mikrokapsel funktioniert, Toxine umschließt und aus dem Blut abtransportiert. Zudem wirken Cholin und Bitterstoffe stärkend auf die Leberfunktion, wie beispielsweise Mariendistel, Artischocke, Ingwer und Enzian, auch in Form von Tee.
Verdauungsenzyme und Ballaststoffe unterstützen eine gesunde Verdauung, Probiotische Lebensmittel oder spezielle Darmkulturen können entscheidende Fehlbesiedlungen im Darm auflösen und für langfristiges Wohlbefinden sorgen. Die Haut als größtes Organ benötigt einige Nährstoffe wie Vitamin C für die Kollagensynthese sowie Biotin, Silizium und Antioxidantien. Beispielsweise entfalten Komponenten von Grüntee-Extrakt ihre Wirksamkeit in dem Moment, wenn sie die Haut berühren. Sie schützen so unsere Außenhülle vor Umwelteinflüssen und freien Radikalen und unterstützen die natürliche Entgiftungsfunktion der Haut. Sinnvoll sind Cremes, die auf probiotische Formulierungen setzen, die den Haut-pH natürlich unterstützen.
Zusätzlich wirken Massagen, wie die Lomi Lomi Nui oder Tiefengewebsmassagen auf die Entgiftungs- und Verdauungsorgane. Die sanfte Bewegung der Organe unterstützt die Reinigung um alles wieder in Fluss zu bringen und mit frischer Energie zu versorgen. Charakteristisch organisch-fließende Bewegungen bringen das Herz-Kreislaufsystem in Schwung, regen den Lymphfluss und das Entgiftungssystem an, entspannt die Muskeln, das Verdauungssystem und schenkt dem denkenden Teil des Gehirns eine Pause, um sich voll in die Sinne fallen zu lassen, Blockaden zu lösen (auch tief sitzende Emotionen und Glaubenssätze). Der Körper bekommt in diesem Entspannungszustand Chance, sich neu zu orientieren und wieder deutlich zu Wort zu melden: Klarheit für die eigenen Bedürfnisse, Kreativität, Vitalität.
Schritt 4 – Schilddrüsenfunktion unterstützen
Beraten Sie sich zur Unterstützung der Schilddrüse auf jeden Fall mit einem Mediziner und lassen Sie bei Hormonstörungen auf jeden Fall auch Ihre Schilddrüsenwerte bestimmen. Je nach Konstitution (Über- oder Unterfunktion, Hashimoto) unterscheidet sich der Bedarf an Mikronährstoffen.
Die Schilddrüsenhormone werden aus der Aminosäure L-Tyrosin und Jod gebildet, weshalb diese Nährstoffe wichtig sein können und Hormonpräparate sinnvoll ergänzen, teils sogar ganz ersetzen können. Die Schilddrüse ist zudem das Organ mit dem höchsten Selengehalt: Selen ist Kofaktor zahlreicher Enzyme und spielt eine Schlüsselrolle im Zellschutz.
Da die Nebenschilddrüse eng verknüpft ist mit dem Calcium- und damit auch Vitamin-D-Stoffwechsel, kann hier die zusätzliche Ergänzung von Vitamin D einen entscheidenden Unterschied machen.
Schritt 5 – Zyklus harmonisieren
Eine wichtige Erkenntnis für viele Frauen ist immer wieder, dass jede Phase im Zyklus unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf Sozialleben, berufliche Kapazitäten, körperlicher Aktivität und Ernährungsvorlieben mit sich bringt. Und das ist wunderbar, wenn es gelingt, diese Bedürfnisse zu erkennen und bewusst Raum dafür zu schaffen. Nichts im Leben ist statisch, zu allerletzt der weibliche Zyklus. Um die Synchronizität des Zyklus zu unterstützen, ist es empfehlenswert, über den Zyklus verteilt unterschiedliche Tees zu trinken. Frauenmantel, Melisse, Rotklee und Passionsblume eignen sich in der ersten Zyklushälfte, später eignen sich Himbeer- und Brombeerblätter, Hibiskus und mediterrane Kräuter wie Lavendel und Thymian. Kräuter wie Schafgarbe, Gänsefingerkraut, Frauenmantel, Eisenkraut, Brennnessel und Mönchspfeffer wirken krampflindernd und können an starken Tagen als Teezubereitung eine Wohltat sein.
Shatavari (Wilder Spargel) ist laut ayurvedischer Tradition die mit dem weiblichen Reproduktionssystem verknüpfte Pflanze und wurden sowohl einzeln als auch in Kombination mit Ashwagandha bei Zyklusbeschwerden und -unregelmäßigkeiten eingesetzt. Die enthaltenen Pflanzenstoffe wirken adaptogen, das heißt ausgleichend auf das endokrine System. Mönchspfeffer (Agnus castus) ist eine seit Jahrhunderten bekannte Pflanze, um verschiedene Zyklusbeschwerden wie PMS und Krämpfe zu lindern, sowie bei Amenorrhoe eine regelmäßige Blutung bzw. einen Eisprung einzustellen. Die enthaltenen Pflanzenwirkstoffe haben einen Einfluss auf die Hypophyse, die eine wichtige regulatorische Rolle des Hormonsystems spielt und kann bei Ursachen wie PCOS und anderen hormonellen Dysbalancen das gewünschte Gleichgewicht unterstützen. In jedem Fall ist es wichtig, vor der Einnahme eines jeden Präparats mit einem Experten zu sprechen, welche Heilkräuter für welche Symptome am besten geeignet sind.
Geduld, Ausdauer, Loslassen
Der Zyklus mag es regelmäßig, schenken Sie ihm Routinen. Wichtiger, als alles auf einmal zu schaffen, ist es, überhaupt dranzubleiben und kleine Erfolge zu feiern. Auch dazu ist es wichtig, sich professionelle Begleitung ins Boot zu holen. Ein bewusster innerer Dialog mit dem Körper, den einzelnen Organen ist für jeden Schritt jedoch das A und O.
Stellen Sie sich im Alltag mehr Fragen: Was vertrage ich gut? Wie fühlt sich mein Bauch nach dem Essen an? Wie ist meine Verdauung? Wie fühle ich mich beim Aufwachen (komme ich schwer aus dem Bett, bin ich ausgeschlafen?)? Wie fühle ich mich auf dem Heimweg vom Büro? Freue ich mich auf zu Hause? Fühle ich mich wohl in meinem Zuhause? In meiner Beziehung? In meiner eigenen Haut? Was tut mir vielleicht langfristig gut, wovon ich dachte, ich vertrage es nicht (Allergien…)?
Es lohnt sich, wertfrei die eigenen Gewohnheiten und Ablenkmanöver vom natürlichen inneren Rhythmus zu beleuchten und immer wieder bewusst einen Dialog zwischen Verstand und Körper herzustellen, um die eigenen Bedürfnisse zu verstehen und ihnen Raum im Alltag zu geben.